Lebenskünstler und Minderheiten im Sauerland

Zum neuen Museums-Buch “Fang dir ein Lied an!” ist in der Internetreihe unseres Christine-Koch-Archives eine ausführliche Vorstellung nebst Inhaltsverzeichnis sowie Namens- und Ortsregistern erschienen: daunlots Nr. 68: Lebenskünstler & Minderheiten im Sauerland : Hier öffnen
 
Lebenskünstler und Minderheiten im Sauerland
Ein neues Buch aus dem Museum Eslohe:
„Fang dir ein Lied an!“
Zum Ende des Jahres hat das DampfLandLeute-Museum Eslohe ein ungewöhnliches Buch über „Selbsterfinder, Lebenskünstler und Minderheiten im Sauerland“ herausgebracht. Auf fast 700 Seiten werden originelle Gestalten und Typen in unterhaltsamen Porträts vorgestellt. Zu den 24 Kapiteln gehören aber auch umfangreiche Spezialstudien, insbesondere eine erstmalige Darstellung zu den umher­ziehenden Armen, den sogenannten „Kötten“, sowie Untersuchungen zum „Krieg im Wald“ zwischen Wild­dieben und Förstern. Auf diese Weise sind unter einem gemeinsamen Dach heitere Kurzweil, spannende Themen, tabulose Wissenschaft und provokative Neuentdeckungen versam­melt. Angesprochen werden Lese­rinnen und Leser besonders aus den Kreisen HSK, Olpe und Soest: Liebhaber der heimatlichen Landschaft und der Leutekultur, Literatur­freunde, Ahnenforscher und Regiona­lhistoriker. Alle enthaltenen Mund­artquellen findet man hochdeutsch übersetzt oder nacherzählt. Der Autor Peter Bürger stellt die Neuerscheinung folgendermaßen vor:
 
 
„Selbsterfinder sind beliebte Gestalten der heimatlichen Überlieferung des Sauerlandes. In diesem Buch treten sie auf die Bühne: gewitzte Tagelöhner, Kleinbauern und Handwerker, lustige Leutepriester, schlagfertige Sonder­linge, Nachfahren von Eulenspiegel, Flugpioniere, Wunderheiler, be­rühmte Hausierer, Bettelmusikanten, ein heiliger Landstreicher, eine legendäre Wanderhändlerin, der populäre >Wildschütz Kloster­mann< – flankiert von vielen sauerländischen Wilddieben – und sogar ein ganzes >Dorf der Unweisen<, dessen Klugheit nur Eingeweihte zu schätzen wissen.
Fast alle diese Lebenskünstler gehörten zu den kleinen Leuten und >Behelpers<. In ihnen spiegeln sich Bedürftigkeit, Sehnsucht und Reichtum jedes Menschen. Wir begegnen Gesichtern einer Landschaft, in der einstmals der >Geck<, ein Hofnarr besonderer Art, heimlich die Schützenfeste regierte. Unangepasste Alltagshelden verführen uns zu neuen Wahrnehmungen und zu einem anderen Leben: >Fang dir selbst ein Lied an!<
 
Bei den literarischen Erfindungen, Legenden und Räuberpistolen können wir natürlich nicht stehenbleiben. Der folkloristische Kult um sogenannte >Originale< verschleiert oft die Lebenswirklichkeiten von Armen und Außenseitern. Geschichtenerzähler und Historiker sollten sich deshalb gemeinsam auf eine sozialgeschichtliche Spurensuche begeben. Tabus und Diskriminierungen müssen zur Sprache kommen. Wer von >Heimat< spricht, darf die Geschichte der >Kötten< und anderer Minderheiten nicht verschweigen.“
Ludwig Klens, der als Mitglied des Museumsvereins ehrenamtlich das Korrektorat der Druckfahnen übernommen hat, schreibt über dieses Werk: „Am Beispiel der Biographien von Originalen und Außenseitern zeichnet der Autor eine detaillierte Sozialgeschichte der kleinen Leute unseres südwestfälischen Raumes nach: Narrative [erzählte] Geschichte im besten Sinne! Das Buch ist aufgrund seiner bibliographischen Fülle für Historiker ebenso geeignet wie für einen neugierigen Leser, der sich auf die Reise begibt in das Land der wundersamen Gestalten, die das Leben unserer Orte bereichert haben. Peter Bürgers Werk nimmt >Originale< des gesamten Sauerlandes in den Blick. [...] Wenn alle diese skurrilen, aber realen Gestalten, von denen das Buch erzählt, in einem Ort versammelt wären, so wäre dies ein utopisches Dorf mit einem liebenswerten Hauch von Anarchie und einer großen Fülle von Menschlichkeit.“
Peter Bürger hat sich bei seinen Nachforschungen mit vielen Heimatvereinen und Forschern ausgetauscht. Neben zahlreichen dokumentarischen Zeugnissen gibt es in vier Kapiteln auch Originalbeiträge von Hans-Dieter Hibbeln (Detmold), Werner Neuhaus (Sundern), Dr. Friedrich Opes (Winterberg) und Albert Stahl (Drolshagen) zu lesen. Gefördert haben dieses Buchprojekt die Dotation Schneider von Esleben, die Gemeinde Eslohe, der Hochsauerlandkreis, die Sparkasse Meschede und die Volksbank Reiste-Eslohe eG.

 

Peter Bürger: Fang dir ein Lied an! Selbsterfinder, Lebenskünstler und Minderheiten im Sauerland:  

Zum Artikel: Peter Bürger las aus neuem Buch „Fang dir ein Lied an“

(688 Seiten; fester farbiger Einband; 25,00 Euro). Erhältlich im Museum Eslohe; Internetbestellungen über www.museum-eslohe.de (shop). Telef. Bestellungen unter: 02973/6212 oder 02973/809409.

Schriftl. Bestellungen bitte an: DampfLand Leute-MUSEUM ESLOHE, Homertstraße 27, 59889 Eslohe

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